«Meine Arbeit als Schwimmtrainer ist keine Kunst, sondern solides Handwerk»

    Dirk Thölking ist Cheftrainer und Technischer Direktor des SC Aarefisch. Zudem steht er als Mitglied des OK der Nachwuchs-Schweizermeisterschaft (NSM) im Einsatz, die vom 22. bis 25. Juli 2021 in Aarau stattfindet. Ein Gespräch über den grössten Schwimmevent der Schweiz und die Nachwuchsarbeit des SC Aarefisch.

    (Bild: zVg) Dirk Thölking – beim täglichen Training mit der Elite-Mannschaft.

    Der SC Aarefisch hat im Sommer 2018 die Schweizer Meisterschaft (SM) der Elite organisiert. Im Juli folgen nun die nationalen Titelkämpfe des Nachwuchses – euch liegt das Organisieren von Grossanlässen.
    Dirk Thölking: Ja, das stimmt. Wir haben uns in den letz- ten Jahren als Ausrichter von Schwimmsport-Grossanlässen einen Namen gemacht – bei der Stadt Aarau, aber auch in der Schwimmszene. Diesem Ruf wollen wir gerecht werden.

    Warum nehmt ihr diesen Aufwand auf euch?
    Zum einen haben solche Events immer eine Aussenwirkung. Wir können uns als Verein präsentieren und die anderen Vereine in der Region profitieren von einem grossen Wettkampf in ihrer Nähe. Zudem bieten wir unseren Sportlern eine der wenigen Möglichkeiten, sich bei einer wichtigen Meisterschaft vor heimischem Publikum zu präsentieren.

    Die NSM im Juli ist der bislang grösste Event, den der SC Aarefisch organisiert. Als OK-Mitglied stecken Sie mitten drin – was erwarten Sie von diesem Anlass?
    Die NSM ist der grösste Schwimmsport-Anlass des Landes. An den vier Tagen stehen ungefähr 550 Athletinnen und Athleten im Einsatz und wir erwarten eine hohe Zahl an Zuschauer. Das ist für den Schwimmsport in der Schweiz eine grosse Sache. Damit alles klappt, sind wir seit Oktober 2019 am Vorbereiten. Die Auswirkungen durch die Pandemie sind für uns aber noch nicht ganz klar.

    Was sind denn die grössten Herausforderungen für Sie als Organisator?
    Damit wir einen Anlass in dieser Grösse auf die Beine stellen können, müssen wir im Schwimmbad Aarau zusätzliche Infrastruktur aufbauen. Dazu gehören beispielsweise die Tribünen, die VIP-Logen, die Verpflegung für die Athleten, Helfer und Zuschauer, sowie ein grosser Torbogen im Eingangsbereich. Alle diese Bauten müssen wir einerseits auftreiben und aufbauen, andererseits braucht es aber immer auch ein Sicherheitskonzept. Das gibt schon einiges zu tun.

    Wer heute einen solchen Anlass organisieren will, der braucht ein schlagkräftiges Team. Sonst ist das nicht möglich.
    Absolut. Wir haben das Glück, dass wir im OK praktisch auf die identische Crew zählen können, die bereits die SM im Sommer 2018 organisiert hat. Das hilft natürlich enorm. Wir rechnen aber trotzdem damit, dass wir an den vier Wettkampftagen jeweils rund ca 50 bis 70 Helferinnen und Helfer brauchen. Das ist für einen Verein unserer Grösse natürlich eine grosse Zahl. Glücklicherweise können wir beim Auf- und Abbau, sowie während den vier Wettkampftagen auf den Zivilschutz zählen. Das ist eine tolle Unterstützung für uns.

    Kommen wir auf die sportliche Bedeutung der NSM zu sprechen. Der Nachwuchs des SC Aarefisch hat in den letzten fünf Jahren immer zu den fünf besten Vereinen der Schweiz gehört. Wird das in diesem Jahr wieder gelingen?
    Nein, davon können wir nicht ausgehen. Wir hatten in den letzten Jahren das Glück, dass wir gleich mehrere Spitzenathletinnen und Spitzenathleten im Team der Nachwuchs-Schweizermeisterschaften hatten. Das zeigt auch die Tatsache, dass wir derzeit sechs Mitglieder des Nationalkaders stellen. Das war und ist eine aussergewöhnliche Konstellation für einen Verein unserer Grösse und den uns aktuell zur Verfügung stehenden Ressourcen. Kommt hinzu, dass es in diesem Jahr eine Anpassung des Reglements gab im Bereich der Altersgrenzen. Das hat uns nicht in die Karten gespielt.

    Sie haben es vorhin erwähnt: Der SC Aarefisch hat in den letzten Jahren gleich mehrere Nationalkader- Athletinnen und –Athleten hervorgebracht. Das war früher nicht immer der Fall. Was hat sich denn in jüngster Zeit beim SC Aarefisch verändert?
    Wir konnten die Professionalisierung im Trainingsbereich in den letzten Jahren sukzessive steigern. Wir verfolgen eine klare sportliche Struktur, die zum Erfolg führt. Damit wir diese Struktur aufbauen konnten, mussten wir auch unsere personellen Ressourcen aufstocken. Heute arbeiten Piotr Albinski und ich in einem Vollzeitpensum. Dazu kommen noch weitere Trainer und die Mitarbeitenden der Geschäftsstelle, die Teilzeit arbeiten.

    Wie sieht denn diese professionellere Struktur in der Nachwuchsförderung des SC Aare- fisch genau aus?
    Die Basis bildet unsere eigene Schwimmschule. Daraus schöpfen wir die grosse Mehrheit unserer Talente, die bei uns ihre Schwimmausbildung absolvieren. Nach der Schwimmschule haben wir insgesamt vier Fördergefässe, in denen wir unsere Athletinnen und Athleten schrittweise ausbilden. Diese stringente Struktur hat sich bewährt.

    Sie sind Cheftrainer, trainierst die Elite-Gruppe und bist als Technischer Direktor zugleich für die sportliche Ausrichtung des Vereins verantwortlich. Welche Philosophie verfolgen Sie bei Ihrer Arbeit?
    Ich bin kein Fan des Begriffs «Philosophie». Meine Arbeit als Schwimmtrainer ist keine Kunst, sondern solides Handwerk. Wir orientieren uns an internationalen Standards und sind überzeugt, dass wir mit unseren umfangreichen Trainings und den gezielt eingesetzten Höhentrainings auf dem richtigen Weg sind.

    pd


    ZUR PERSON
    Dirk Thölking (47) ist in Norddeutschland aufgewachsen und war in seiner Jugend selber aktiver Schwimmer. Schon früh realisierte er, dass sein wahres Talent am Beckenrand und nicht im Wasser liegt. So begann er in Deutschland als Schwimmtrainer zu arbeiten, ehe er in die Schweiz kam. Zuerst war er fünf Jahre in Biel tätig, seit 2012 arbeitet er für den SC Aarefisch. Dirk Thölking bringt mehr als 25 Jahre Erfahrung als hauptberuflicher Schwimmtrainer mit.

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