Elisabeth Joris hat die Erforschung der Frauen- und Geschlechtergeschichte nachhaltig geprägt und Frauenarbeit sichtbar gemacht. Kürzlich würdigte Stadtpräsidentin Corine Mauch ihre grossen und vielfältigen Verdienste mit der Ehrenmedaille «Stadttaler».
Mit der Verleihung des Zürcher «Stadttalers» würdigt und ehrt Stadtpräsidentin Corine Mauch die grossen Verdienste von Elisabeth Joris für die Erforschung der Frauen- und Geschlechtergeschichte und für das Sichtbarmachen von Frauenarbeit in ganz unterschiedlichen Formen sowie ihr feministisches und gesellschaftspolitisches Engagement beispielsweise für Sans-Papier-Hausarbeiterinnen.
Als Historikerin beschäftigt sich Elisabeth Joris seit Beginn mit verschiedensten Facetten der Frauenarbeit und der Frauenbewegung. 1986 gab sie zusammen mit Heidi Witzig eines der grundlegendsten Werke über die Frauen in der Schweiz heraus, das bis heute ein Standardwerk geblieben ist: «Frauengeschichte(n). Dokumente aus zwei Jahrhunderten zur Situation der Frauen in der Schweiz». Die Quellensammlung zur Erwerbstätigkeit von Frauen, zu Familien und Frauenorganisationen ist zuletzt 2021 in ergänzter fünfter Auflage in Zusammenarbeit mit Anja Suter erschienen.
Im Zentrum der Arbeit von Elisabeth Joris steht auch immer die Geschichte «von unten». Nebst Untersuchungen zu Ingenieurinnen, Frauen aus dem Bildungsbürgertum und der ländlichen Oberschicht forscht sie unter anderem zu Bergbäuerinnen, Fabrikarbeiterinnen, Dienstmädchen und Hausarbeiterinnen. Vor einigen Jahren engagierte sie sich für die Kampagne «Keine Hausarbeiterin ist illegal!». Im Jahr 2019 hat sie zusammen mit der Juristin Rita Schmid das Buch «Damit der Laden läuft» herausgegeben. Das Buch beleuchtet den Detailhandel, der in Bezug auf Arbeitsplätze und Wirtschaftsleistung zu den wichtigsten Sektoren der Schweiz gehört. Joris und ihre Mitautorin betrachten kritisch die Arbeitsbedingungen in dieser Branche, in der mehrheitlich Frauen beschäftigt sind.
Zusätzlich zu ihrer Tätigkeit als freischaffende Historikerin arbeitete Joris als Mittelschullehrerin in der Stadt Zürich. Sie war Mitherausgeberin der feministischen Zeitschrift Olympe und ist assoziierte Forscherin bei der Analyse und Würdigung der Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit 1958 (SAFFA).
Die 77-jährige Elisabeth Joris ist in Visp aufgewachsen und lebt und arbeitet seit 1966 in der Stadt Zürich. Bevor sie an der Universität Zürich Geschichte und französische Literatur studierte, machte sie die Handelsschule und erlangte das Sekundarlehrerinnen-Diplom. Sie hat 2010 an der Universität Zürich promoviert und erhielt 2020 ein Ehrendoktorat der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich.
pd